Fallbeispiel

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Streit zwischen getrennt lebenden Eheleuten um den Umgang der Kinder mit ihrem Vater.

Der Kontakt kam über einen Anruf von Frau Meier zustande. Sie berichtete, dass sie seit 14 Jahren verheiratet sei und seit einem Jahr von ihrem Mann getrennt lebe. Die Kinder Sarah (12 Jahre) und Marc (9 Jahre) lebten bei ihr. Den Scheidungsantrag habe sie gestellt; ihr Mann habe der Scheidung nur halbherzig zugestimmt. Zwischen ihnen gäbe es große Unstimmigkeiten bezüglich des Umgangs mit den Kindern. Es sei mit ihrem Mann nicht zu reden. Sie selbst sei deshalb seelisch sehr belastet und vor allem die Kinder würden unter dieser Situation leiden. Sie wünsche sich, dass ihm nahe gebracht werde, wie er sich den Kindern gegenüber besser verhalten könne. Auch würde sie gerne Regeln mit ihm vereinbaren wollen, an die er sich dann halten müsse.

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Ein paar Tage später rief Herr Meier an und erklärte, seine Frau würde ihm die Kinder dauernd unter Ausreden vorenthalten. Es werde Zeit, dass ihrer Willkür Einhalt geboten werde. Er habe bereits überlegt, bei Gericht einen Antrag auf Übertragung des alleinigen Sorgerechts zu stellen, weil er sich nicht mehr zu helfen wisse. Den Kindern zuliebe wolle er es aber „im Guten“ probieren, obwohl er sich nicht viel davon verspreche.

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Im Laufe der Mediation wurde deutlich, dass Herr Meier die neue Beziehung seiner Frau als Grund für das Scheitern der Ehe ansah. Diesen Punkt zu vertiefen hätte den Rahmen der Mediation gesprengt.

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Doch allein die Benennung seiner tiefen Kränkung und der Umstand, dass seine Frau dieses wahrnehmen und im späteren Verlauf sagen konnte, wie leid es ihr tat, ihn so verletzt zu haben, trug wesentlich dazu bei, dass die gegenseitigen Abwertungen weniger wurden. Auch konnte er so seine Position „die Kinder dürfen mit dem Freund der Mutter nicht zusammenkommen“ leichter aufgeben. Zunehmend gewann der gemeinsame „Bezugspunkt Kinder“ bzw. „Liebe zu den Kindern“ an Bedeutung. So war es nicht mehr allzu schwierig, Regelungen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientierten. Zu der Frage „Welche Ideen haben Sie, Ihre und die Interessen der Kinder unter einen Hut zu bringen?“ entwickelten beide zunehmend kreative Lösungsvorschläge, von denen einige wieder verworfen und andere verwirklicht wurden. Schließlich arbeiteten sie eine schriftliche Vereinbarung aus.